Wirtschaftskrise lastet auf dem Arbeitsmarkt
Saisonbereinigter Anstieg der Arbeitslosigkeit setzt sich fort
Die Zahl der arbeitslosen Menschen in Baden-Württemberg ist im Mai geringfügig auf 289.624 (minus 0,2 Prozent bzw. 643 Personen weniger als im Vormonat) zurückgegangen. Verglichen mit dem Mai des vorigen Jahres liegt die Arbeitslosenzahl um über 27.000 (plus 10,3 Prozent) höher. Die Arbeitslosenquote stieg im Vergleich zum Vorjahr um 0,4 Prozentpunkte auf 4,5 Prozent. Schaut man auf die jungen Menschen bis 24 Jahre, so erhöhte sich die Arbeitslosenzahl um knapp 2.900 (plus 13,6 Prozent) im Vergleich zum Vorjahr. Die Jugendarbeitslosenquote ist im selben Zeitraum auf 3,5 Prozent (plus 0,5 Prozentpunkte) angestiegen. Der seit Mitte 2022 andauernde Anstieg der saisonbereinigten Arbeitslosigkeit setzte sich im Mai 2025 fort (plus 4.000 Personen bzw. plus 1,5 Prozent gegenüber April) – der längste steigende Trend seit etwa 20 Jahren.
Überdurchschnittlich viele Menschen werden arbeitslos
Im Mai 2025 sind über 23.000 erwerbstätige Menschen arbeitslos geworden – das sind für einen Mai ungewöhnlich viele Personen. Schaut man auf die längere Entwicklung, dann werden bereits seit Juli 2024 jeden Monat überdurchschnittlich viele erwerbstätige Menschen arbeitslos. Unternehmen bauen in größerem Umfang Beschäftigung ab und verzichten auch auf die Verlängerung befristeter Verträge. Zum Teil kommt es auch zu betriebsbedingten Kündigungen. Auf der anderen Seite bewirkt die anhaltende Wirtschaftskrise, dass es Menschen, die arbeitslos geworden sind, nur schwer gelingt, die Arbeitslosigkeit schnell wieder zu beenden. Der Arbeitsmarkt ist also weiterhin wenig aufnahmefähig, weil Unternehmen auf Neueinstellungen verzichten.
Dr. Susanne Koch, Geschäftsführerin Operativ der Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit, erklärt: „Der Arbeitsmarkt in Baden-Württemberg steht weiter unter Druck. Seit knapp einem Jahr werden jeden Monat überdurchschnittlich viele Menschen arbeitslos, während gleichzeitig die Abgangschancen aus der Arbeitslosigkeit in Beschäftigung historisch niedrig sind. Diese Entwicklung beobachten wir mit Sorge. Die Unternehmen im Land sehen sich aktuell mit der anhaltenden Konjunkturkrise und strukturellen Veränderungen konfrontiert – etwa im Automobilsektor oder im Maschinenbau. Diese Herausforderungen schlagen sich direkt auf dem Arbeitsmarkt nieder. Besonders betroffen sind Menschen mit geringer Qualifikation. Als Bundesagentur für Arbeit setzen wir alles daran, diese Entwicklung abzufedern: mit intensiver Beratung, gezielten Weiterbildungsangeboten und enger Zusammenarbeit mit den Arbeitgebern und Bildungsträgern. Qualifizierung und berufliche Flexibilität sind die Schlüssel, um schnell und nachhaltig wieder in Beschäftigung zu kommen.“
Südwesten weiterhin überdurchschnittlich von Kurzarbeit betroffen
Im Februar 2025 befanden sich nach vorläufigen hochgerechneten Daten 67.772 Personen in Kurzarbeit. Die Zahl der Kurzarbeiterinnen und Kurzarbeiter blieb damit auf einem ähnlichen Niveau wie im Januar 2025 (67.868). 1,4 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Baden-Württemberg waren im Februar 2025 in Kurzarbeit – doppelt so viele wie im Bundesdurchschnitt.
Agentur für Arbeit Heilbronn – Stadt- und Landkreis Heilbronn
Konjunkturflaute dämpft Arbeitsmarkt – Quote bei 4,8 Prozent
„Der Arbeitsmarkt in unserer Region kommt weiterhin nicht richtig in Schwung, Die schwache Konjunktur bremst die erwartete Frühjahrsbelebung weiterhin aus. Im Mai ist die Zahl der arbeitslosen Menschen im Heilbronner Raum nur leicht zurückgegangen. Trotz des schwierigen wirtschaftlichen Umfeldes ist das Geschehen auf dem Arbeitsmarkt aber immer noch dynamisch und die Betriebe stellen nach wie vor Personal ein. So haben in unserem Agenturbezirk seit Jahresbeginn knapp 4.200 Menschen eine neue Erwerbstätigkeit aufgenommen“, sagt Alexandra Neukam, Geschäftsführerin operativ der Heilbronner Agentur für Arbeit, zur aktuellen Lage auf dem regionalen Arbeitsmarkt.
Arbeitslosigkeit
Im Mal ist die Zahl der arbeitslos gemeldeten Frauen und Männer im Bezirk der Agentur für Arbeit Heilbronn leicht zurückgegangen. Die Arbeitsagentur registriert 13.552 arbeitslose Menschen, 59 weniger als im April aber 1.333 mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen bleibt bei 4,8. Vor einem Jahr lag die Quote noch bei 4,3 Prozent.
Entwicklung in der Arbeitslosenversicherung und in der Grundsicherung
In der Arbeitslosenversicherung nach dem Sozialgesetzbuch III sind 5.970 Menschen arbeitslos gemeldet. Gegenüber dem letzten Monat sind das 46 Personen weniger. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies aber einem Anstieg von 767. Die Zahl der Arbeitslosen in der Grundsicherung (Sozialgesetzbuch II) hat ebenfalls geringfügig abgenommen. Die im Heilbronner Agenturbezirk ansässigen Jobcenter verzeichnen im Mai 7.582 Arbeitslose. Das sind 13 Personen weniger als im Vormonat aber 566 mehr als noch vor einem Jahr.
Arbeitskräftenachfrage
Den Vermittlungsfachkräften der Arbeitsagentur sind in den letzten vier Wochen 1.011 neue Stellen von den Betrieben und Verwaltungen gemeldet worden. Das sind 118 mehr als vor einem Monat und 464 mehr als vor einem Jahr. Der Stellenbestand ist gegenüber dem April auf 3.373 (plus 310) angestiegen.
(Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Agentur für Arbeit Heilbronn)
Agentur für Arbeit Schwäbisch Hall – Tauberbischofsheim
Arbeitsmarkt tritt auf der Stelle
Im Mai ist die Zahl der Arbeitslosen im Agenturbezirk Schwäbisch Hall-Tauberbischofsheim auf 13.186 zurückgegangen. Das sind 154 Arbeitslose (1,2 Prozent) weniger als im April und 851 (6,9 Prozent) mehr als im Mai 2024. Die Arbeitslosenquote liegt wie auch im Vormonat bei 3,8 Prozent. Alle Personengruppen bis auf die Gruppe der Langzeitarbeitslosen profitierten von dem leichten Rückgang.
Unternehmen haben im Mai 643 neue Arbeitsstellen gemeldet, 71 (9,9 Prozent) weniger als im April und 352 (35,4 Prozent) weniger als im Mai 2024. Insgesamt waren 4.545 Stellen gemeldet, 114 (2,6 Prozent) mehr als im April und 965 (17,5 Prozent) weniger als im Mai 2024.
„Der Arbeitsmarkt ist kein statisches Gebilde. Es gibt ständig Bewegungen, derzeit jedoch mit geringerer Dynamik“, so Elisabeth Giesen, Leiterin der Agentur für Arbeit Schwäbisch Hall-Tauberbischofsheim. Die Sommerferien nähern sich und der Ausbildungsmarkt nimmt noch einmal Fahrt auf. Der Ausbildungsmarkt ist jedoch kein Selbstläufer und das berufliche Interesse und die angebotenen Stellen passen nicht immer zusammen. Bei über 340 Ausbildungsberufen können Jugendliche ihre individuellen Stärken und Interessen nutzen und entwickeln, um dann in eine Zukunft mit vielfältigen Karriere- und Entwicklungsmöglichkeiten zu starten. „Dabei ist es entscheidend, sich frühzeitig zu informieren, Praktika zu machen und Beratungsangebote zu nutzen“, betont die Agenturleiterin. Gleichzeitig appelliert sie an die Unternehmen: „Auch Betriebe müssen sich heute aktiv auf dem Bewerbermarkt präsentieren und sich um passende Auszubildende bemühen.“
Der Arbeitsmarkt im Landkreis Schwäbisch Hall
Im Landkreis Schwäbisch Hall liegt die Arbeitslosenquote bei 3,9 Prozent (April: 3,9 Prozent). Im Mai waren 4.708 Menschen arbeitslos gemeldet, 11 (0,2 Prozent) mehr als im April und 284 (6,4 Prozent) mehr als vor einem Jahr. 1.012 Menschen meldeten sich neu oder erneut arbeitslos und 1.006 Menschen beendeten die Arbeitslosigkeit. Arbeitgeber haben 208 Stellen gemeldet, 21 (9,2 Prozent) weniger als im April und 33,5 Prozent weniger als im Mai 2024. Der Bestand an Stellenangeboten lag zum Stichtag bei 1.772; 9,1 Prozent weniger als im Mai 2024.
Der Arbeitsmarkt im Hohenlohekreis
Im Hohenlohekreis liegt die Arbeitslosenquote wie im April bei 3,6 Prozent. Im Mai waren 2.531 Menschen arbeitslos gemeldet, 1 (0 Prozent) mehr als im April und 233 (10,1 Prozent) mehr als im Mai 2024. 516 Menschen meldeten sich neu oder erneut arbeitslos und 529 Menschen beendeten die Arbeitslosigkeit. Arbeitgeber haben 87 Stellen gemeldet, 24 (21,6 Prozent) weniger als im April und 66,8 Prozent weniger als im Mai 2024. Der Bestand an Stellenangeboten lag zum Stichtag bei 983; 8,6 Prozent weniger als im Mai 2024.
Der Arbeitsmarkt im Main-Tauber-Kreis
Im Main-Tauber-Kreis liegt die Arbeitslosenquote bei 3,5 Prozent (April: 3,6 Prozent). Im Mai waren 2724 Menschen arbeitslos gemeldet, 67 (2,4 Prozent) weniger als im April und 147 (5,7 Prozent) mehr als im Mai 2024. 729 Menschen meldeten sich neu oder erneut arbeitslos, 792 Menschen beendeten die Arbeitslosigkeit. Arbeitgeber haben 238 Stellen gemeldet, 52 (28 Prozent) mehr als im April und 15,3 Prozent weniger als im Mai 2024. Der Bestand an Stellenangeboten lag zum Stichtag bei 1.127; 34 Prozent weniger als im Mai 2024.
Die Eckwerte nach Rechtskreisen
Im Agenturbezirk Schwäbisch Hall-Tauberbischofsheim waren im Bereich der Grundsicherung (Rechtskreis SGB II) 6.562 Arbeitslose gemeldet, im Bereich der Arbeitslosenversicherung (Rechtskreis SGB III) 6624. Der Anteil der Arbeitslosen aus dem Bereich der Grundsicherung (SGB II) am gesamten Bestand beträgt 49,8 Prozent.
Von den 4.708 Arbeitslosen im Landkreis Schwäbisch Hall wurden 2.603 Arbeitslose vom Jobcenter Schwäbisch Hall betreut (Mai 2024: 2501). Die Geschäftsstellen der Arbeitsagentur im Haller Landkreis betreuten 2.105 Arbeitslose (Mai 2024: 1923).
Von den 2.531 Arbeitslosen im Hohenlohekreis wurden 1.208 vom Jobcenter Hohenlohekreis betreut (Mai 2024: 1.083). Die Arbeitsagentur im Hohenlohekreis betreute 1.323 Arbeitslose (Mai 2024: 1.215).
Von den 2.724 Arbeitslosen im Main-Tauber-Kreis wurden 1.146 vom Jobcenter Main-Tauber betreut (Mai 2024: 1.136). Die Geschäftsstellen der Arbeitsagentur im Main-Tauber-Kreis betreuten 1.578 Arbeitslose (Mai 2024: 1.441).
Ausbildungsmarkt
Seit Beginn des Berufsberatungsjahres im Oktober letzten Jahres haben Arbeitgeber 4.726 Berufsausbildungsstellen gemeldet, das sind 7,4 Prozent weniger als vor einem Jahr. Im gleichen Zeitraum haben sich 2.627 Bewerberinnen und Bewerber gemeldet, das sind 1,7 Prozent mehr als vor einem Jahr. Im Durchschnitt stehen pro Bewerberin bzw. Bewerber 1,8 gemeldete Ausbildungsstellen zur Verfügung und die Chancen auf einen Ausbildungsplatz sind trotz der aktuellen Wirtschaftslage auch in diesem Jahr nicht schlecht. „Wichtig ist es, offen für Neues zu sein und auch über den Tellerrand zu schauen. Denn auch unbekanntere Berufe können spannend und zukunftssicher sein“, so Elisabeth Giesen.
(Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Agentur für Arbeit Schwäbisch Hall-Tauberbischofsheim)
Bildquelle: Bundesagentur für Arbeit