Arbeitsmarkt bleibt unter Druck
Arbeitsmarkt weiterhin unter Druck – es melden sich mehr Menschen aus Erwerbstätigkeit arbeitslos als wieder in Beschäftigung wechseln
Die Zahl der arbeitslosen Menschen in Baden-Württemberg steigt im Juli auf 293.263 (plus 1,4 Prozent bzw. 3.956 Personen mehr als im Vormonat). Das ist ein etwas geringerer Anstieg als saisonüblich zu erwarten wäre. So geht erstmals seit Dezember 2022 die saisonbereinigte Arbeitslosigkeit minimal zurück. Sie liegt im Juli bei 296.000 (minus 0,3 Prozent bzw. 1.000 Personen weniger als im Vormonat). Es ist allerdings davon auszugehen, dass die Arbeitslosigkeit im August saisonbedingt erneut steigen wird. Seit sechs Monaten liegen die Beschäftigungsaufnahmen arbeitsloser Menschen über dem jeweiligen Vorjahresniveau. Das ist ein schwacher Lichtblick. Der Umfang liegt jedoch deutlich unter den Arbeitslosmeldungen, was die Arbeitslosigkeit im Südwesten weiter ansteigen lässt.
Martina Musati, Vorsitzende der Geschäftsführung der Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit, erklärt: „Der Arbeitsmarkt im Südwesten ist weiterhin unter Druck. Zwar liegen die Beschäftigungsaufnahmen arbeitsloser Menschen seit sechs Monaten über dem Vorjahresniveau, sie liegen aber deutlich unter den monatlichen neuen Arbeitslosmeldungen.“ In Bezug auf den Ausbildungsmarkt appelliert Martina Musati „Der Ausbildungsmarkt im Südwesten bietet noch viele guten Chancen auf eine Ausbildung. Aktuell sind noch rund 28.000 Ausbildungsstellen bei den Agenturen für Arbeit gemeldet. Es ist noch nicht zu spät, im September mit einer Ausbildung zu starten. Wer jetzt noch keinen Ausbildungsplatz gefunden hat, der sollte sich rasch mit der Berufsberatung in Verbindung setzen.“ Damit die Ausbildung gelingt, unterstützt die Bundesagentur für Arbeit mit der Assistierten Ausbildung – einer Förderung, die sowohl die Arbeitgeber als auch die jungen Menschen dabei begleitet, die Ausbildung erfolgreich abzuschließen.
Kurzarbeit im Südwesten weiterhin auf hohem Niveau
Im April 2025 befanden sich nach vorläufigen hochgerechneten Daten 68.170 Personen in Kurzarbeit. Damit reduzierte sich die Zahl im Vergleich zu 71.662 im März und 71.815 im Januar 2025 geringfügig – liegt aber weiterhin auf einem hohen Niveau. Rund die Hälfte der Kurzarbeiterinnen und Kurzarbeiter sind im Maschinenbau und in der Herstellung von Metallerzeugnissen tätig. 1,4 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Baden-Württemberg waren im April 2025 in Kurzarbeit – deutlich mehr als im Bundesdurchschnitt.
Agentur für Arbeit Heilbronn – Stadt- und Landkreis Heilbronn
Leichter Rückgang der Arbeitslosigkeit – Quote bei 4,7 Prozent
„In unserem Agenturbezirk ist im Juli die Arbeitslosigkeit insgesamt erneut leicht gesunken. Während sie im Bereich der Jobcenter zurückgegangen ist, hat sie bei der Agentur für Arbeit allerdings zugenommen. Dennoch gibt es immer noch eine gewisse Bewegung am Arbeitsmarkt. So konnten im Juli rund 840 Menschen eine Erwerbstätigkeit aufnehmen. Dennoch zeigen die anhaltende Konjunkturschwäche und der Strukturwandel ihre Spuren auf dem Arbeitsmarkt. Viele Unternehmen sind aktuell in einer schwierigen Phase. Einer unserer Schwerpunkte liegt deshalb weiterhin auf der individuellen Beratung und Qualifizierung von Arbeitslosen und Beschäftigten. Wer gut ausgebildet ist, steigert seine Chancen auf Arbeit deutlich und senkt das Risiko, arbeitslos zu werden und es zu bleiben“ sagt Manfred Grab, Leiter der Heilbronner Agentur für Arbeit zur aktuellen Lage auf dem Arbeitsmarkt.
Arbeitslosigkeit
Im Juli ist die Arbeitslosigkeit leicht zurückgegangen. Ende des Monats sind im Bezirk der Agentur für Arbeit Heilbronn 13 437 Frauen und Männer ohne Job gemeldet; das sind 56 weniger als im Juni. Die Arbeitslosenquote sinkt um 0,1 auf 4,7 Prozent zu. Vor einem Jahr waren es noch 4,5 Prozent.
Entwicklung in der Arbeitslosenversicherung und in der Grundsicherung
In der Arbeitslosenversicherung nach dem Sozialgesetzbuch III sind im Statistikzeitraum 6 051 Menschen arbeitslos gemeldet. Gegenüber dem letzten Monat sind das 159 Personen mehr. Die Zahl der Arbeitslosen in der Grundsicherung (Sozialgesetzbuch II) hat dagegen abgenommen. Die im Heilbronner Agenturbezirk ansässigen Jobcenter registrieren im Juli 7 386 arbeitslose Menschen. Das sind 215 weniger als im Vormonat aber 163 mehr als noch vor einem Jahr.
Arbeitskräftenachfrage
Den Vermittlungsfachkräften im Arbeitgeberservice werden 721 neue Stellen von den Betrieben und Verwaltungen gemeldet. Das sind 46 weniger als vor einem Monat und 107 mehr als im Vorjahr. Der Stellenbestand ist gegenüber Juni um 25 auf jetzt 3 300 leicht zurückgegangen.
(Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Agentur für Arbeit Heilbronn)
Agentur für Arbeit Schwäbisch Hall – Tauberbischofsheim
Über 4800 Arbeitskräfte gesucht
Im Juli ist die Zahl der Arbeitslosen im Agenturbezirk Schwäbisch Hall-Tauberbischofsheim auf 13236 gestiegen. Das sind 53 Arbeitslose (0,4 Prozent) mehr als im Juni und 778 (6,2 Prozent) mehr als im Juli 2024. Die Arbeitslosenquote liegt wie im Juni bei 3,8 Prozent.
„Nach Schule oder Überbrückungszeit wie beispielsweise im FSJ oder Ausland geht es für viele junge Leute erst nach den Sommerferien weiter. Deshalb sind es vor allem die unter 25-Jährigen, die im Ferienmonat Juli arbeitslos werden“, erklärt Elisabeth Giesen, Leiterin der Agentur für Arbeit Schwäbisch Hall-Tauberbischofsheim. Laut einer aktuellen Studie der Bertelsmann Stiftung möchte jeder fünfte Jugendliche nach dem Schulabschluss lieber arbeiten, statt eine Berufsausbildung zu machen. Dazu Elisabeth Giesen: „Dieser Trend bereitet mir Sorgen, denn er führt zu einem Anstieg von ungelernten Hilfskräften, die zunehmend schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben werden. Wer heute eine Ausbildung macht, verdient morgen deutlich mehr.“ Die Bruttolöhne von Fachkräften in Baden-Württemberg liegen rund 1000 € über dem Helferlohn, der durchschnittlich bei bei rund 3000 € liegt. Außerdem können Fachkräfte durch Weiterbildung und Berufserfahrung zu Spezialisten werden und damit verdienen sie dann im Durchschnitt fast 2500 € mehr als Ungelernte. „Ausbildung zahlt sich also aus – nicht nur finanziell, sondern auch für die Zukunftssicherheit. Kommt zur Berufsberatung, nutzt eure Chance und wählt den Weg, der euch dauerhaft mehr Möglichkeiten und Einkommen bringt“, so der Appell von Elisabeth Giesen an alle Jugendlichen, die noch keinen Ausbildungsplatz gefunden haben.
Im Juli wurden 723 neue Arbeitsstellen gemeldet. Das sind 65 (8,2 Prozent) weniger als im Juni und 58 (7,4 Prozent) weniger als im Juli 2024. Insgesamt waren 4825 Stellen gemeldet, 104 (2,2 Prozent) mehr als im Juni und 335 (6,5 Prozent) weniger als im Juli 2024.
Der Arbeitsmarkt im Landkreis Schwäbisch Hall
Im Landkreis Schwäbisch Hall liegt die Arbeitslosenquote wie im Juni bei 3,9 Prozent. Im Juli waren 4718 Menschen arbeitslos gemeldet, 37 (0,8 Prozent) weniger als im Juni und 296 (6,7 Prozent) mehr als vor einem Jahr. 985 Menschen meldeten sich neu oder erneut arbeitslos und 1021 Menschen beendeten die Arbeitslosigkeit. Arbeitgeber haben 213 Stellen gemeldet, 43 (16,8 Prozent) weniger als im Juni und 3,6 Prozent weniger als Juli 2024. Der Bestand an Stellenangeboten lag zum Stichtag bei 1810; 0,5 Prozent weniger als im Juli 2024.
Der Arbeitsmarkt im Hohenlohekreis
Im Hohenlohekreis liegt die Arbeitslosenquote wie im Juni bei 3,6 Prozent. Im Juli waren 2477 Menschen arbeitslos gemeldet, 30 (1,2 Prozent) weniger als im Juni und 114 (4,8 Prozent) mehr als im Juli 2024. 480 Menschen meldeten sich neu oder erneut arbeitslos und 509 Menschen beendeten die Arbeitslosigkeit. Arbeitgeber haben 150 Stellen gemeldet, 5 (3,4 Prozent) mehr als im Juni und 117,4 Prozent mehr als im Juli 2024. Der Bestand an Stellenangeboten lag zum Stichtag bei 1022; 0,4 Prozent weniger als im Juli 2024.
Der Arbeitsmarkt im Main-Tauber-Kreis
Im Main-Tauber-Kreis liegt die Arbeitslosenquote wie im Juni bei 3,5 Prozent. Im Juli waren 2727 Menschen arbeitslos gemeldet, 5 (0,2 Prozent) mehr als im Juni und 150 (5,8 Prozent) mehr als im Juli 2024. 743 Menschen meldeten sich neu oder erneut arbeitslos, 737 Menschen beendeten die Arbeitslosigkeit. Arbeitgeber haben 206 Stellen gemeldet, 12 (6,2 Prozent) mehr als im Juni und 38,9 Prozent weniger als im Juli 2024. Der Bestand an Stellenangeboten lag zum Stichtag bei 1244; 25 Prozent weniger als im Juli 2024.
Die Eckwerte nach Rechtskreisen
Im Agenturbezirk Schwäbisch Hall-Tauberbischofsheim waren im Bereich der Grundsicherung (Rechtskreis SGB II) 6453 Arbeitslose gemeldet, im Bereich der Arbeitslosenversicherung (Rechtskreis SGB III) 6783. Der Anteil der Arbeitslosen aus dem Bereich der Grundsicherung (SGB II) am gesamten Bestand betrug 48,8 Prozent.
Von den 4718 Arbeitslosen im Landkreis Schwäbisch Hall wurden 2527 Arbeitslose vom Jobcenter Schwäbisch Hall betreut (2424 im Juli 2024). Die Geschäftsstellen der Arbeitsagentur im Haller Landkreis betreuten 2191 Arbeitslose (1998 im Juli 2024).
Von den 2477 Arbeitslosen im Hohenlohekreis wurden 1187 vom Jobcenter Hohenlohekreis betreut (1117 im Juli 2024). Die Arbeitsagentur im Hohenlohekreis betreute 1290 Arbeitslose (1246 im Juli 2024).
Von den 2727 Arbeitslosen im Main-Tauber-Kreis wurden 1141 vom Jobcenter Main-Tauber betreut (1130 im Juli 2024). Die Geschäftsstellen der Arbeitsagentur im Main-Tauber-Kreis betreuten 1586 Arbeitslose (1447 im Juli 2024).
Ausbildungsmarkt
Seit Beginn des Berufsberatungsjahres im Oktober letzten Jahres haben Arbeitgeber 4967 Berufsausbildungsstellen gemeldet, das sind 6,5 Prozent weniger als vor einem Jahr. Aktuell sind davon über 2000 noch nicht besetzt. Im gleichen Zeitraum haben sich 2795 Bewerberinnen und Bewerber gemeldet, das sind 0,4 Prozent mehr als vor einem Jahr. Davon sind knapp 770 noch unversorgt. Das bedeutet, dass einem unversorgten Bewerber bzw. einer Bewerberin fast drei noch freie Stellen entgegenstehen.
„Die Chancen, jetzt noch einen Ausbildungsplatz zu finden, sind also groß. Ich rate, bei der Berufswahl einen Blick auf die Pflegeberufe zu richten. Viele glauben, Pflege lohne sich nicht, doch das stimmt längst nicht mehr“, erklärt Elisabeth Giesen. In den letzten fünf Jahren ist der Bruttolohn im Bereich Heime/Sozialwesen überdurchschnittlich um 27 Prozent gestiegen. Zum Vergleich: die durchschnittlichen Bruttolöhne insgesamt sind im gleichen Zeitraum um 18 Prozent gestiegen. Alleinstehende Berufsanfänger in der Altenpflege haben rund 2500 € in der Tasche. Zu diesem Nettogehalt kommen die Schichtzuschläge noch oben drauf.“ „Es lohnt sich also die Pflegeberufe in die Berufswahl einzubeziehen, auch für junge Männer, die diesem Berufsfeld oft wenig Beachtung schenken“, so Elisabeth Giesen.
(Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Agentur für Arbeit Schwäbisch Hall-Tauberbischofsheim)
Bildquelle: Bundesagentur für Arbeit